Nachtgedanken 3

Früher alles besser oder nur alles anders ?

Eine Behauptung, die immer wieder zu hören ist, wenn es um den Rückblick in die Vergangenheit geht, besagt, dass früher alles besser  gewesen sei. 

In der unmittelbaren Vergangenheit mag das, hinsichtlich der  subjektiven Empfindung bezüglich der voranschreitenden  Lebensdauer und der körperlichen Wahrnehmung zutreffen.  Allgemein gültig hält  das sicher keinem  Vergleich stand. 

Wir Menschen sind aus uns heraus bestrebt uns weiter zu entwickeln. Irgendwie scheint jeder bestrebt,  seine Situation zu optimieren. Höher, schneller, weiter, besser, mehr .  Diese Eigenschaft hat uns in vielen Bereichen auf den heutigen Standard gebracht, mit dem Ergebnis, dass es immer noch nicht genug ist.

Wie ist dann die Aussage , dass es früher besser gewesen sei zu verstehen? Ist es die Sehnsucht nach mehr Einfachheit, nach der Kindheit, nach elterlicher Zuneigung,  nach bedingungsloser Anerkennung?  Oder ist  das menschliche, unser  Gehirn, so gnädig und hat all die negativ besetzten Erinnerungen gelöscht, unterschlagen all die Demütigungen, all die Mühe und den Schweiss, den unser Leben gefordert hat? Gibt es sie tatsächlich die reinen Glücksmenschen, die nie wirklich lebten, weil das Leben sie nie gefordert hat, sie Schlaraffenland- ähnlich nur den Mund aufsperren mussten um Rund-um versorgt zu werden, die tagein, tagaus glücklich lächelnd durchs Leben schreiten?

Ist es vielmehr nicht so, dass die Zeit in der wir heute leben, unser heute, das gerade Jetzt, nicht morgen schon Gestern war und übermorgen schon Vergangenheit und in einem Monat, einem Jahr oder so Früher ist. Wann fängt früher an? Kinder haben oftmals ein gutes Gespür  dafür. So sagte meine 5-  jährige Tochter im Gespräch einmal  „früher, als ich noch klein war…“ Wieviel Weisheit steckt doch in diesem Satz. Das Leben ist stete Veränderung, ständige Entwicklung. Deshalb ist das Früher nicht fassbar, es is unendlich. Es erschafft sich ständig neu. Es ist gelebtes Leben und kann keinem Vergleich standhalten . Es ist, was es ist und nicht mehr veränderbar. Wenn ich etwas aus meinen Erinnerungen heraus heute nachempfinden will, kann es nicht besser sein  nur eben anders. 
(FasS)