Zitterndes Herz 3

Der Aufruf in der Zeitung brachte zumindest den trügerischen Anschein, daß die Tote nicht aus Crailsheim oder Umgebung stammte. Nach etwa drei Tagen rief eine unbekannte Frau bei der Polizei an und sagte, daß die Frau als Au-pair in einer Familie in Würzburg hätte arbeiten sollen, aber dort nie angekommen sei. Ihr Name sein Nina Petkowa und sie stamme aus Litauen. Da der Anruf dieser Frau ohne Namensnennung und unterdrückter Telefonnummernanzeige erfolgt war machte es den Fall noch brisanter. Da alle Gespräche im Revier aufgezeichnet wurden, versuchte man natürlich das Gespräch zurück zu verfolgen, aber leider ohne Erfolg. Eisenkopf sagte nun: „Jetzt wissen wir scheinbar schon einmal wer diese Tote ist und woher sie gekommen ist.“ Die deutsche Botschaft in Riga wurde sofort über den Fall informiert und man bat um Unterstützung bei der Aufklärung der Identität der Ermordeten. Es dauerte nicht lange und die Angaben der unbekannten Anruferin wurden von der Botschaft bestätigt. Eisenkopf pfiff beim Durchlesen des Faxes leicht durch die Lippen. Eine eilig einberufene Pressekonferenz warf allerdings mehr Fragen auf, als sie beantworten konnte. Der Staatsanwalt Roderich Bender gab die Bildung einer Sonderkommission unter der Leitung von Hauptkommissar Harry Eisenkopf bekannt.
Eisenkopf war bekannt für seine Wortkargheit und analytischen Sachverstand. Wenn jemand diesen Mord aufklären könne, dann nur er. So die klare Aussage des Staatsanwaltes Roderich Bender. Damit war für ihn die Pressekonferenz beendet. Nachhakende Fragen von Journalisten ließ er einfach offen und verließ schnellen Schrittes den Raum.
Verwertbare DNA Spuren konnte man an den Fingern der Leiche nicht mehr feststellen. Dazu hatte sie zu lange in der Jagst gelegen. Auszugehen war davon, daß die Tote nach dem Ingersheimer Wehr ins Wasser geworfen worden war. Beidseitig des Ufers, sowohl auf Ingersheimer Seite wie auch auf der Seite des Stadtteils Türkei, beide an der Jagst gelegen, suchte die Bereitschaftspolizei systematisch nach verwertbaren Spuren. Man fand auf der Seite der Türkei Reifenspuren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Geländefahrzeug stammten. Ein Gipsabdruck würde da vielleicht schon eine brauchbare Spur erbringen. Ferner fand man bei diesen Reifenspuren noch einen Knopf, der vielleicht dem Mörder gehören konnte. Ein ungewöhnlicher Knopf, vielleicht von einem Sakko. Dieser Knopf, so fanden die Spezialisten von der Spurensicherung relativ schnell heraus, würde nur in England angefertigt werden und sei nur bei den edelsten Maßanzügen zu finden. Sollte dieser Knopf dem Täter gehören, so, vermutete man, trug er teure englische Kleidung und war einer entsprechenden Schicht zuzuordnen. Der Abgleich des gefundenen Reifenprofils ergab, dass es ein amerikanischer Autoreifen war der nur bei Hummer Jeeps verwendet wurde. Allerdings dort nur bei Armeefahrzeugen. Dies, so Hauptkommissar Eisenkopf sei ein gewaltiger Schritt nach vorne, da es von diesen Fahrzeugen nicht sehr viele in privatem Besitz gäbe. Was aber wenn es ein Armeefahrzeug der Amerikaner gewesen ist, tja was dann? Eisenkopf pfiff wieder leicht durch die Zähne und seine Assistentin Steinacker meinte dazu nur lakonisch, „dann ist guter Rat teuer.“