Zitterndes Herz 4

Das was man nun hatte war schon einiges, aber eine echte heiße Spur ergab sich daraus noch nicht. Eine Anfrage bei der Zulassungsstelle zwecks  des Armee-Hummers blieb negativ. Tatsache war nun einmal das dieses Fahrzeug als gewaltiger Schluckspecht verrufen war und sich jeder Privatmann zweimal überlegte ob er sich solch ein Gefährt überhaupt zulegen wollte. Als Prestigeobjekt bestens geeignet. „Seht her ihr anderen armen Autobesitzerle was ich mir leisten kann und auch leiste. Die Straße gehört mir und wer nicht Platz macht den schiebe ich einfach weg.“ Natürlich gab es auch in Crailsheim Leute die sich so ein Ungetüm leisten konnten und leisteten. Da aber diese Fahrzeuge eine zivile Reifenausführung besaßen, kamen sie als Täterfahrzeuge nicht in Frage. Was blieb waren nur die Armee-Hummer. Eisenkopf sagte  zu seiner Assistentin Steinacker „so ein Ungetüm würde ich gerne mal über die Autobahn scheuchen, aber an der Tankstelle tauschen wir die Plätze“. Daraufhin mussten beide herzlich laut lachen.  Assistentin Steinacker musste telefonieren und bei den Amerikanern um Auskunft ersuchen, da sie über das bessere Englisch als Hauptkommissar Eisenkopf verfügte.  Damit war die Steinacker den ganzen lieben langen Tag beschäftigt. Was die Anfrage ergab, war, dass wohl ab und zu solche Fahrzeuge im Crailsheimer Raum bei Manövern eingesetzt gewesen seien. Die US Behörden sicherten zu, diese Jeeps für die Mordkommission zu ermitteln, was allerdings etwas Zeit in Anspruch nehmen könnte. Eisenkopf`s  lapidare Antwort darauf war nur, was die Amis wohl unter „etwas Zeit“ verstehen?

Nachforschungen über die Au-pair Vermittlung erwiesen sich erst einmal als sehr mager. Die anonyme Anruferin hatte den Namen der Vermittlung nicht genannt und auch nicht den Namen des Ehepaares wohin die Tote hätte vermittelt werden sollen. Würzburg war zwar nicht so groß wie Frankfurt, aber dennoch zu groß um eine Befragung in der Bevölkerung vorzunehmen. Die Zeitungen wollte man auch noch nicht einschalten. Eisenkopf rief seinen alten Kollegen Maurer an und bat ihn um Mithilfe. Maurer und er waren zusammen auf der Polizeischule in Frankfurt gewesen.

Maurer und er hatten bei einem gemeinsamen Sonntagsausflug mit dem Schiff von Frankfurt nach Rüdesheim mit der weißen Flotte, ihre jetzigen Ehefrauen kennen gelernt. Zwei damalige Freundinnen hatten zwei Freunde getroffen. Die Fahrt den Main und Rhein hinunter war sehr feucht- fröhlich gewesen. Die vier waren in Rüdesheim schon ganz schön beschwipst angekommen. Zum Glück konnte man mit der Seilbahn zum Niederwalddenkmal hinauf fahren, denn mit laufen war es bei allen vieren nicht mehr so weit her. Vom Niederwalddenkmal hatte man einen wunderbaren Blick über den gesamten Rhein bis zum Binger Loch. Das Wetter an diesem unvergessenen Sonntag war ein Bilderbuch Wetter gewesen. Zurück waren dann alle noch spätabends mit dem Sonntagsausflugszug nach Frankfurt zurück gefahren, der scheinbar nur mit Weindrosseln besetzt gewesen war. Alles nur lustige Menschen von denen sicher der eine oder andere etwas zu tief in Glas geschaut hatte und den die treusorgende Ehegattin fest unterhaken musste. Irgendwann hatten sich beide Paare zur Doppelhochzeit entschlossen. Eisenkopf`s  Frau Jutta war schon so hochschwanger gewesen, das die Brautmutter Else gedacht hatte „hoffentlich gehen die Presswehen nicht während des Traugottesdienstes los“. Bei Maurers hingegen war noch alles flach gewesen, ähnlich der niederrheinischen Tiefebene.

Beide Freunde, Eisenkopf und Maurer, hatten relativ lange in Frankfurt in verschiedenen Kommissariaten zusammen gearbeitet, trennten sich dienstlich aber, als diese Ausschreibungen einmal in Würzburg und Crailsheim, bei denen sie sich bewarben, für sie positiv ausfielen. Von der Großstadt in die Kleinstadt. In einer Kleinstadt gab es alles das was es auch in der Großstadt gab, halt nur etwas kleiner. Aber Mord blieb überall Mord so auch in Crailsheim und Würzburg.

Die Amerikaner schickten tatsächlich eine schriftliche Auskunft, dass zwei ihrer Hummer zum fraglichen Zeitpunkt im Raum rund um Crailsheim im Einsatz waren. Sie gehörten zu einer Einheit wo es um radartechnische Flugabwehr Simulationen ging.