Ich denke, also bin ich (frei nach Descartes)

Denke ich an Texas in der Nacht so fühle ich mich um den Schlaf gebracht. Dort wird das Thermometer in der Mittagshitze auf 33 Grad ansteigen. Und bei uns? Ohne Pullover geht da noch nix. Es ist beinahe unheimlich wie sehr uns das Wetter in Atem hält. Früher war das mit dem Wetter einfacher. Da galt die alte Bauernweisheit: Kräht der Gockel auf dem Mist ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist!

Die Frage mancher Zeitgenossen: was hältst Du denn vom Wetter? Meine Antwort lautet stets „Das kommt nur davon weil Crailsheim keine Kurverwaltung hat. Dann hätten wir sicher ein besseres Wetter.“ Oder, „was geht mich das Wetter an, dass ist doch immer nur draussen.“

Tatsache ist doch, wenn uns die Sonne früh morgens weckt, dann sind wir halt einfach besser drauf, oder?

Zitterndes Herz 7

Eisenkopf ließ sich von Steinacker die Daten eines ganz besonderen Immobilienmaklers vorlesen. Seine Reaktion darauf war nur ein leises Pfeifen, verbunden mit einem breiten Grinsen. Sein Kommentar war knapp und kurz. „Ausgerechnet DER! Ein unbedeutender Wichtigtuer der von dem Geld seiner Frau lebt. Aber stets so auftritt, als sei er die Krönung der männlichen Schöpfung. Geistig und optisch“. Weiterhin konnte man in der Liste nachlesen, dass er häufig mit einer Nina Petkowa Verkehr auf seine besondere Art hatte. Eisenkopf dachte dabei an die Tote. Vielleicht hatte sie ihn erpresst oder doch den Kowalski. Eine andere Variante könnte auch sein, dass sie sich über ihn lustig gemacht hatte und er dann ausgerastet war. Die Staatsanwältin stellte den Haftbefehl aus. Man verhaftete den Makler noch am gleichen Nachmittag und führte ihn dem Haftrichter vor. Als Eisenkopf ihm den Haftbefehl vorlas gab er sich noch großspurig und verlangte nach seinem Anwalt. Als er auf das bewusste Heft von Kowalski angesprochen wurde, klappte er sogleich zusammen und fing an zu schluchzen. Wie ein kleines Kindchen das mit beiden Knien auf die Straße geknallt ist. Für beide Kommissare ein ungewohnter Anblick. Sein  Anwalt kam und forderte ihn auf nichts mehr zu sagen. Doch er war in einem so desolaten Zustand, dass man ihn in seine Zelle abführte und den Amtsarzt  zur Sicherheit bestellte. Bevor der Anwalt gehen wollte bat ihn Eisenkopf in sein Dienstzimmer. Hier eröffnete er ihm, dass er der angesehene Anwalt ebenfalls auf dieser Liste dieses  Kowalskis stand. Er zeigte ihm diese Liste und der Anwalt wurde daraufhin leichenblass. Er stammelte Worte wie Verwechselung, unmöglich, alles Fälschung und Erpressung. Eisenkopf und seine Assistentin nahmen ihn daraufhin gleich selbst ins Verhör.  Nach anfänglichem Leugnen begann er zu erzählen. Dieser Kowalski hätte ihm diese jungen „Dinger“ förmlich aufgedrängt. Bei einem Herrenabend in einer bekannten Villa im Mittleren Weg hätte Kowalski die jungen Mädels aufmarschieren lassen und jeder der anwesenden Herren hätte sich eine aussuchen dürfen. Da alle schon durch reichlich vom Alkohol enthemmt waren, hätte jeder mitgemacht. Mit gehangen mit gefangen, so war die Devise eines jeden Treffens. Besonders der schon Inhaftierte sei durch seine Großspurigkeit aufgefallen. Eines der Mädchen hätte allerdings behauptet er sei impotent. Welche das gewesen sei, wollte Eisenkopf wissen. Nina war die prompte Antwort des Anwalts. Eine Antwort die beide Kommissare erwartet hatten und dennoch überraschte. So wie es aussah hatte man den  Mörder vielleicht schon. Morgen würde Eisenkopf ihn weiter verhören und  auspressen wie eine geschnittene Zitrone. Sein Anwalt saß mittlerweile in der Nachbarzelle. Den Anruf beider besorgten Ehefrauen konnte Eisenkopf nur schwerlich abwimmeln. Bevor Eisenkopf und die Steinacker das Revier verließen reflektierten sie nochmals über die Ereignisse des Tages mit all seinen neuen Erkenntnissen und Vermutungen. Ihnen beiden war klar das sie hier in ein Wespennest gestoßen waren. Eine Sache mit solch immensen Ausmaßen hatte es in dieser Region so noch nicht gegeben. Das tragische war nur, dass alle sich kannten, Kleinstadt eben. Und nicht jeder war jedem hold gesonnen. Alle alten Grabenkriege waren plötzlich wieder präsent. Eisenkopf sagte zur Steinacker: „Wir dürfen uns nicht von dem Gedanken der Rache leiten lassen, sondern sachlich ermitteln wie immer. Denn niemand kennt die ganze Szenerie der kriminellen Machenschaften und menschlichen Abgründe besser als wir beide.“

Die Staatsanwältin hielt am nächsten Tag eine Pressekonferenz ab und wies allerdings auf die Brisanz der gefundenen Aufzeichnungen hin. Eine Bekanntgabe der Namen der auf der Liste stehenden Männer lehnte die Staatsanwältin kategorisch ab um die laufenden Ermittlungen nicht zu stören. Das was die Zeitungen dann am nächsten Tag schrieben, reichte aus um jedem Partygast Sorgenfalten auf die Stirn zu schreiben. Die Gerüchteküche war gewaltig am Brodeln bedingt alleine schon dadurch, dass man sich kannte. Kleinstadt eben.

Zitterndes Herz 6

Die Ermittlung ergab weiterhin, dass er in der Spielbank in Feuchtwangen Stammgast gewesen sei. Besonders die Automaten im Eingangsbereich seien sein Ding gewesen. Das war nicht verwunderlich, denn mit Maschinen kannte er sich ja bestens aus und bei denen brauchte es nicht die richtige Wortwahl und verplappern war hier auch nicht drin. Seine Tarnung musste  so perfekt wie nur möglich gewesen sein. Er trank in Gesellschaft wenig Alkohol, dafür rauchte er immer lange Zigarillos, die er stets in Crailsheim in der Farberstrasse in diesem ganz besonderen kleinen netten Laden bekam. Kurz gesagt, er bewegte sich zwar in der oberen Gesellschaftsschicht von Crailsheim, war aber weder durch Imponiergehabe oder Protzsucht aufgefallen. Er stammte aus Lettland, genau wie die Ermordete. Nur ob es zwischen beiden einen Zusammenhang gab, das war sehr, sehr fraglich.

„Einen Zufall gibt es nicht in diesem Job“ so die Aussage von Eisenkopf, was seine Assistentin bejahte.

Eisenkopf erkundigte sich wegen der Werksspionage direkt selber bei dem Firmeninhaber, da sich beide Männer persönlich kannten. Bei einer Tasse Kaffee erzählte ihm der Firmeninhaber etwas über diese sagenumwobene Verpackungsmaschine, die den Namen „S. La crakkele No 26082013“ trug.  Es sei ein noch streng geheimes militärisches Projekt gewesen. Die Maschine sollte zur Verpackung von Leuchtspurgeschossen und Munition kleinerer Kaliber eingesetzt werden. Im nächsten Schritt wären dann die großkalibrigen Granaten für Haubitzen und Panzermunition an der Reihe gewesen. Die Maschine war so programmiert, dass sie im Stande war alles, was angeliefert wurde zu unterscheiden und zu verpacken, egal in welcher Reihenfolge das Förderband die einzelnen Komponente anlieferte. Alles vollautomatisch ohne den Einsatz von  Mitarbeitern. Dies allein erhöhte die Sicherheit um ein Vielfaches beim Einsatz der Verpackung von Munition.  „Also“, wie Eisenkopf zusammenfasste „eine bombensichere Verpackung nach den höchsten Standards der sicherheitstechnischen Vorgaben der Militärs?“ „Genau so“ bestätigte sein Gesprächspartner.

Eisenkopf wollte nun wissen wie man denn Kowalski auf die Spur gekommen sei. Dies sei ein glücklicher Zufall gewesen, denn Kowalski hatte ja als Konstrukteur Zugang zu allen Unterlagen, weil er selber an diesem Projekt mit arbeitete. Im Trakt  der Verpackungsmaschinenfabrik  waren die Weißbinder und Maler am Werk gewesen. Die hätten nur nach Feierabend und am Wochenende im Haus gearbeitet, damit ihre Arbeit sauber und ordentlich gemacht werden konnte und sie nicht ständig gestört wurden, weil wieder irgendein Mitarbeiter blindlings durch die Farbe stampfte.

Aufgefallen sei einem der Maler, dass am ersten Wochenende als sie mit der Arbeit anfingen, ein silberfarbener Bentley mit Fahrer im Hof stand. Er hatte angenommen dieser Bentley gehöre dem Firmeninhaber. Er der Maler war sehr verwundert, als er sah wer hinten in den Bentley einstieg. Es war ein Ingenieur der Firma wie sich relativ schnell heraus stellte. Der hatte zwar in der Firma ein eigenes Büro, aber ein Bentley und vor allen Dingen die CC Nummer passten da irgendwie nicht ins Bild. Der Maler erwähnte es nur beiläufig, als er kurz auf dem Gang mit dem Firmeninhaber persönlich sprach der ihn für seine saubere Arbeit lobte. Dieses kurze knappe Gespräch brachte den Stein erst richtig ins Rollen.

Es wurde der Werkschutz mobilisiert zusammen mit der Kriminalpolizei für Werkspionage und Wirtschaftskriminalität. Die Lage war eindeutig klar. Es galt nun diesen Ingenieur Kowalski schnellstens zu schnappen. Doch der hatte sich, wie befürchtet, schon längst aus dem Staub gemacht. Die Durchsuchung seiner Wohnung bestätigte dies. Man fand in seiner Wohnung trotzdem brisantes Material das noch ausgewertet werden musste. Dieser Kowalski war anscheinend auch der Kopf eines, als Au-pair-Vermittlung getarnten, Escort- Services, der junge lettische Frauen an gut betuchte  Männer in Crailsheim vermittelte. Alles das hatte er fein säuberlich in einem großen DIN A4 Hefter sorgfältig aufgelistet, mit Namen, Daten, Uhrzeiten, den besonderen Vorlieben der Herren und dem Betrag den sie sofort bar bezahlt hatten. Eisenkopf staunte nicht schlecht wessen Namen er dort zu lesen bekam.  Alles bekannte Männer, die gut situiert waren, in gut dotierten Positionen oder zumindest vorgaben es zu sein. Die besonderen sexuellen Vorlieben dieser bekannten Persönlichkeiten, ließen Kommissarin Steinacker in ein lautes Lachen verfallen.

Zitterndes Herz 5

Eisenkopf sagte „Es wäre zu schön um wahr zu sein, wenn alles so zusammen passen würde. Dennoch dürfen wir nichts ausser acht lassen und uns nur auf die Amis konzentrieren. Denn Schleifspuren neben den Reifenabdrücken gab es keine. Ob der oder die Täter die Tote vom Auto aus in die Jagst geschleift haben ist nicht sicher. Vielleicht waren die Reifenspuren dort der pure Zufall. Ob das eine mit dem anderen überhaupt in Zusammenhang zu bringen ist, ist auch durchaus fraglich.“ Bei Eisenkopf kamen da mittlerweile starke Zweifel auf. Es schien ihm, man hatte was gefunden, was sich aber als leeres Horn heraus stellen könnte. Mysteriös war auch der bewusste Telefonanruf dieser anonymen Anruferin. Was, wenn dieser nur ein Ablenkungsmanöver, eine falsche Spur sein sollte. „Dann müssen wir nochmals ganz von vorne anfangen“so die klare Aussage von Eisenkopf`s Assistentin Steinacker.  Und die sollte Recht behalten. Die Steinacker, Eisenkopf´s junge Assistentin war eine sehr attraktive blonde junge Kommissarin, die fast jeder Kollege mal nicht nur zum Kaffee eingeladen hätte. Was die Anmache  der männlichen Kollegen betraf- diese legte sich immer sehr schnell, wenn die Herren der Schöpfung beim Kampfsporttrainig ganz schön heftig auf die Matte gedonnert wurden. Die Steinacker war Ausbilderin für diese Art der Selbstverteidigung und verfügte über den schwarzen Gurt. Was mancher erst begriff, als er waagrecht durch die Luft flog und eine beinharte Landung vollzog. Auch so mancher Kriminelle hatte sich da bei ihr schon gewaltig verschätzt. Einem der es absolut nicht begreifen wollte, sagte sie es in einer kurzen Ansprache: „ich bin auf einem Bauernhof groß geworden und da lernt man schon als Kind mit störrischem Rindvieh umzugehen.“

Es ergab sich, daß in der weltbekanntesten Crailsheimer Verpackungsmaschinen-Firma eine Betriebsspionage aufgedeckt werden konnte. Crailsheim und Umgebung gilt als Packaging Valley für Verpackungsmaschinen. Einige der Firmen haben in Garagen ihren kometenhaften Aufstieg begonnen. Als bei einer Firma die erste Verpackungsmaschine ausgeliefert werden sollte, nahmen die beiden Konstrukteure das gültige Datum für die erste Maschine, um nicht als Anfänger mit 01 erkannt zu werden. Verpackungsmaschinen wurden schon seit 160 Jahren im Raum Hohenlohe gefertigt.

Als Hauptverdächtiger galt ein Ingenieur aus Lettland, der angeblich für die Chinesen arbeiten würde.  Dieser Ingenieur, mit Namen Bruno Kowalski, konnte sich noch kurz vor seiner Entdeckung, wahrscheinlich ins Ausland, absetzen.  Ebenfalls herausgefunden wurde war, dass die Werksspionage dem organisierten Verbrechen mit Unterstützung des chinesischen Staates zu zurechnen war. Ob dem allerdings so war, musste noch herausgefunden werden. Eine Vermutung, die nahe lag, war die, dass mit Unterstützung eines Diplomaten-Fahrzeuges, Pläne, in welcher Form auch immer, aus der betroffenen Firma herausgeschmuggelt worden waren. Ein sicherer Transport, denn die Polizei hatte auf diese Fahrzeuge mit dem CC keinen Zugriff.

Dieser Kowalski lebte ungefähr drei Jahren unentdeckt in Crailsheim. Er erfreute sich oft in bester Gesellschaft, wurde von vielen Honoratioren der Stadt regelrecht umworben, da er als genialer Maschinenbauer galt. Familie hatte er keine, wurde aber sehr oft in jüngerer Begleitung von diversen Damen gesehen. Einmal gab er an, er hätte seine jüngste Tochter bei sich, die ihn auf der Durchreise nach Wien kurzfristig besucht hätte. Sie spräche leider kein Deutsch, dafür aber perfekt Englisch und Russisch.

Zitterndes Herz 4

Das was man nun hatte war schon einiges, aber eine echte heiße Spur ergab sich daraus noch nicht. Eine Anfrage bei der Zulassungsstelle zwecks  des Armee-Hummers blieb negativ. Tatsache war nun einmal das dieses Fahrzeug als gewaltiger Schluckspecht verrufen war und sich jeder Privatmann zweimal überlegte ob er sich solch ein Gefährt überhaupt zulegen wollte. Als Prestigeobjekt bestens geeignet. „Seht her ihr anderen armen Autobesitzerle was ich mir leisten kann und auch leiste. Die Straße gehört mir und wer nicht Platz macht den schiebe ich einfach weg.“ Natürlich gab es auch in Crailsheim Leute die sich so ein Ungetüm leisten konnten und leisteten. Da aber diese Fahrzeuge eine zivile Reifenausführung besaßen, kamen sie als Täterfahrzeuge nicht in Frage. Was blieb waren nur die Armee-Hummer. Eisenkopf sagte  zu seiner Assistentin Steinacker „so ein Ungetüm würde ich gerne mal über die Autobahn scheuchen, aber an der Tankstelle tauschen wir die Plätze“. Daraufhin mussten beide herzlich laut lachen.  Assistentin Steinacker musste telefonieren und bei den Amerikanern um Auskunft ersuchen, da sie über das bessere Englisch als Hauptkommissar Eisenkopf verfügte.  Damit war die Steinacker den ganzen lieben langen Tag beschäftigt. Was die Anfrage ergab, war, dass wohl ab und zu solche Fahrzeuge im Crailsheimer Raum bei Manövern eingesetzt gewesen seien. Die US Behörden sicherten zu, diese Jeeps für die Mordkommission zu ermitteln, was allerdings etwas Zeit in Anspruch nehmen könnte. Eisenkopf`s  lapidare Antwort darauf war nur, was die Amis wohl unter „etwas Zeit“ verstehen?

Nachforschungen über die Au-pair Vermittlung erwiesen sich erst einmal als sehr mager. Die anonyme Anruferin hatte den Namen der Vermittlung nicht genannt und auch nicht den Namen des Ehepaares wohin die Tote hätte vermittelt werden sollen. Würzburg war zwar nicht so groß wie Frankfurt, aber dennoch zu groß um eine Befragung in der Bevölkerung vorzunehmen. Die Zeitungen wollte man auch noch nicht einschalten. Eisenkopf rief seinen alten Kollegen Maurer an und bat ihn um Mithilfe. Maurer und er waren zusammen auf der Polizeischule in Frankfurt gewesen.

Maurer und er hatten bei einem gemeinsamen Sonntagsausflug mit dem Schiff von Frankfurt nach Rüdesheim mit der weißen Flotte, ihre jetzigen Ehefrauen kennen gelernt. Zwei damalige Freundinnen hatten zwei Freunde getroffen. Die Fahrt den Main und Rhein hinunter war sehr feucht- fröhlich gewesen. Die vier waren in Rüdesheim schon ganz schön beschwipst angekommen. Zum Glück konnte man mit der Seilbahn zum Niederwalddenkmal hinauf fahren, denn mit laufen war es bei allen vieren nicht mehr so weit her. Vom Niederwalddenkmal hatte man einen wunderbaren Blick über den gesamten Rhein bis zum Binger Loch. Das Wetter an diesem unvergessenen Sonntag war ein Bilderbuch Wetter gewesen. Zurück waren dann alle noch spätabends mit dem Sonntagsausflugszug nach Frankfurt zurück gefahren, der scheinbar nur mit Weindrosseln besetzt gewesen war. Alles nur lustige Menschen von denen sicher der eine oder andere etwas zu tief in Glas geschaut hatte und den die treusorgende Ehegattin fest unterhaken musste. Irgendwann hatten sich beide Paare zur Doppelhochzeit entschlossen. Eisenkopf`s  Frau Jutta war schon so hochschwanger gewesen, das die Brautmutter Else gedacht hatte „hoffentlich gehen die Presswehen nicht während des Traugottesdienstes los“. Bei Maurers hingegen war noch alles flach gewesen, ähnlich der niederrheinischen Tiefebene.

Beide Freunde, Eisenkopf und Maurer, hatten relativ lange in Frankfurt in verschiedenen Kommissariaten zusammen gearbeitet, trennten sich dienstlich aber, als diese Ausschreibungen einmal in Würzburg und Crailsheim, bei denen sie sich bewarben, für sie positiv ausfielen. Von der Großstadt in die Kleinstadt. In einer Kleinstadt gab es alles das was es auch in der Großstadt gab, halt nur etwas kleiner. Aber Mord blieb überall Mord so auch in Crailsheim und Würzburg.

Die Amerikaner schickten tatsächlich eine schriftliche Auskunft, dass zwei ihrer Hummer zum fraglichen Zeitpunkt im Raum rund um Crailsheim im Einsatz waren. Sie gehörten zu einer Einheit wo es um radartechnische Flugabwehr Simulationen ging.

Zitterndes Herz 3

Der Aufruf in der Zeitung brachte zumindest den trügerischen Anschein, daß die Tote nicht aus Crailsheim oder Umgebung stammte. Nach etwa drei Tagen rief eine unbekannte Frau bei der Polizei an und sagte, daß die Frau als Au-pair in einer Familie in Würzburg hätte arbeiten sollen, aber dort nie angekommen sei. Ihr Name sein Nina Petkowa und sie stamme aus Litauen. Da der Anruf dieser Frau ohne Namensnennung und unterdrückter Telefonnummernanzeige erfolgt war machte es den Fall noch brisanter. Da alle Gespräche im Revier aufgezeichnet wurden, versuchte man natürlich das Gespräch zurück zu verfolgen, aber leider ohne Erfolg. Eisenkopf sagte nun: „Jetzt wissen wir scheinbar schon einmal wer diese Tote ist und woher sie gekommen ist.“ Die deutsche Botschaft in Riga wurde sofort über den Fall informiert und man bat um Unterstützung bei der Aufklärung der Identität der Ermordeten. Es dauerte nicht lange und die Angaben der unbekannten Anruferin wurden von der Botschaft bestätigt. Eisenkopf pfiff beim Durchlesen des Faxes leicht durch die Lippen. Eine eilig einberufene Pressekonferenz warf allerdings mehr Fragen auf, als sie beantworten konnte. Der Staatsanwalt Roderich Bender gab die Bildung einer Sonderkommission unter der Leitung von Hauptkommissar Harry Eisenkopf bekannt.
Eisenkopf war bekannt für seine Wortkargheit und analytischen Sachverstand. Wenn jemand diesen Mord aufklären könne, dann nur er. So die klare Aussage des Staatsanwaltes Roderich Bender. Damit war für ihn die Pressekonferenz beendet. Nachhakende Fragen von Journalisten ließ er einfach offen und verließ schnellen Schrittes den Raum.
Verwertbare DNA Spuren konnte man an den Fingern der Leiche nicht mehr feststellen. Dazu hatte sie zu lange in der Jagst gelegen. Auszugehen war davon, daß die Tote nach dem Ingersheimer Wehr ins Wasser geworfen worden war. Beidseitig des Ufers, sowohl auf Ingersheimer Seite wie auch auf der Seite des Stadtteils Türkei, beide an der Jagst gelegen, suchte die Bereitschaftspolizei systematisch nach verwertbaren Spuren. Man fand auf der Seite der Türkei Reifenspuren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Geländefahrzeug stammten. Ein Gipsabdruck würde da vielleicht schon eine brauchbare Spur erbringen. Ferner fand man bei diesen Reifenspuren noch einen Knopf, der vielleicht dem Mörder gehören konnte. Ein ungewöhnlicher Knopf, vielleicht von einem Sakko. Dieser Knopf, so fanden die Spezialisten von der Spurensicherung relativ schnell heraus, würde nur in England angefertigt werden und sei nur bei den edelsten Maßanzügen zu finden. Sollte dieser Knopf dem Täter gehören, so, vermutete man, trug er teure englische Kleidung und war einer entsprechenden Schicht zuzuordnen. Der Abgleich des gefundenen Reifenprofils ergab, dass es ein amerikanischer Autoreifen war der nur bei Hummer Jeeps verwendet wurde. Allerdings dort nur bei Armeefahrzeugen. Dies, so Hauptkommissar Eisenkopf sei ein gewaltiger Schritt nach vorne, da es von diesen Fahrzeugen nicht sehr viele in privatem Besitz gäbe. Was aber wenn es ein Armeefahrzeug der Amerikaner gewesen ist, tja was dann? Eisenkopf pfiff wieder leicht durch die Zähne und seine Assistentin Steinacker meinte dazu nur lakonisch, „dann ist guter Rat teuer.“